Eine Adventfeier Alpirsbacher Art
in dem besinnlich gelegenen Ort Benz auf Usedom war für mich eine neue und schöne Erfahrung. Wie ein Stern mit unregelmäßig langen Strahlen (z. B. aus Bondorf in Baden-Württemberg und aus Anklam in Vorpommern) reisten wir mit unterschiedlich langen Wegen, mit unterschiedlichen Einstellungen und Befindlichkeiten zur ersten Adventsfeier in diesem Jahr an. In unserer Mitte war Gott bald zu spüren.
Von Pfarrer Arndt Noack im Pfarrhaus gut beherbergt, von Frau Edith Görne leiblich wunderbar versorgt, von Kantor Bernd Ebener zum Singen befähigt, von Walter Pehl liebreich in Marias Gottesfurcht eingeführt, von Ali Beck neugierig auf die Geheimnisse der Psalmen gemacht, vergingen mir die 48 Stunden viel zu schnell.
Wir sangen schöne Gebete voller Hoffnung und Freude auf und über Erlösung und bewunderten Marias Gottvertrauen. Wir hörten von der Liebe zu einer jungen Verlobten, die sich nicht ablehnend aufbäumte, als ein Engel ihr wahrscheinliches Todesurteil überbringt. Ein Kind zu gebären, dessen biologischer Vater nicht der Mann ist, dem sie zur Ehe versprochen wurde, bedeutete gesteinigt zu werden. Und doch sagt diese junge Frau in der schönsten Blüte ihres Lebens – Dein Wille geschehe – . Wie wir es heute noch im Vater unser beten, jedoch in den meisten Fällen nicht so risikoreich.
Wir konnten Worte wie zur Ruhe kommen, andächtig sein, besinnlich werden durch das Singen von Psalmen, Hoffnungen und Segen verinnerlichen. Wir hörten, welche tragischen Spannungen die Beter in ihre Gedichte legten, welche Furcht sie zu welcher Hoffnung und Befreiung trieb. Wie sie in Not lernten, sich Gott anzuvertrauen, ihm ihren Dank nicht versagten und aufschrieben, welche Rettung er ihnen schenkte.
Ich ahne jetzt, welche Geheimnisse mir beim Lesen der Psalmen noch verborgen bleiben.
Wir schwatzten an den Abenden bei Snacks und Wein, wurden jedoch mit dem Rezitieren einer Ballade gewarnt vor lächerlicher Selbstüberschätzung eines Hasen, der infolge einer Feier bei einem zu guten Wirt glaubte, einem Löwen das Fell über die Ohren ziehen zu können. Ernüchtert machte der Hase die Erfahrung, dass Erkennen und eingestehen seiner Unwissenheit und Großspurigkeit, das Preisen von Kraft und Größe vorübergehend Leben retten kann. Doch war dieses los- und laufenlassen durch den Löwen ohne Gnade und vielleicht nur von kurzer Dauer.
Mit vielen Gedanken und gut nach Hause, bis vor die Tür gebracht möchte ich mich bei allen für diesen schönen Advent bedanken.
Iris Dietze, Neubrandenburg
Nachtrag: Das Dankopfer der Messe (Liturg und Prediger: Arndt Noack) betrug 120 € und wurde vom Konvent bestimmt für die Erdbebenopfer in Pakistan. (B. E.)