Bericht von der Gregorianische Fastenwoche im Kloster Lehnin 2007

Gregorianik, Fasten & Körperarbeit
Bericht von der Gregorianische Fastenwoche im Kloster Lehnin vom 25. bis 31. März 2007

Die Teilnehmenden kamen von der Nord- und Ostsee, aus Thüringen, Berlin und dem Brandenburgischen, sogar aus dem „Ruhrpott“. Einige kamen zum wiederholten, andere zum ersten Mal. Zum dritten Mal in Folge waren wir willkommene Gäste im Kloster Lehnin, der ehemals ältesten Zisterzienserabtei der Mark Brandenburg. Wieder bezogen wir Quartier im „Pater-Engler-Haus“, einem Freizeitheim der kath. Ortsgemeinde für Kinder und Jugendliche. Es bietet uns alles, was wir brauchen: einfache Zimmer zum Zurückziehen und Entspannen, einen Tagungsraum für Singübungen, Gespräche, Teestunden, Körperübungen usw., einen Raum für Tischtennis oder Meditation, eine Selbstversorgerküche zur Bereitung von Tee und Fastensuppe und nicht zuletzt ein schönes, unmittelbar an den  Mühlenteich grenzendes Grundstück mit Enten und Schwänen, die dort auch nicht zum ersten Mal brüteten. Auf dem Grundstück steht auch die kleine kath. Kapelle „Zur Heiligen Familie“. Sie ist uns Heimat geworden für die tägliche Matutin. Das ist doppelt praktisch: erstens fällt man aus dem Bett fast gleich vor den Altar und zweitens kann sie temperiert werden, was für Fastende frühmorgens in der kalten Jahreszeit eine gleitende Starthilfe in den Tag ist. Die Hauseltern, Ehepaar Grunwald, sorgten liebevoll für Behaglichkeit, Pfarrer Rupprecht beteiligte sich wieder mit einer Homilie an den Morgengebeten. Vielen Dank! Schön, daß das alles wieder so unkompliziert war!

5 Minuten Fußweg sind es vom Quartier bis zur „naturwarmen“ Klosterkirche. Dort sangen wir alle übrigen Horen in einem erhabenen und sonnendurchfluteten Raum mit einer herrlichen Akustik – niemand wollte darauf verzichten. Überhaupt verwöhnte uns die Sonne und ließ die Innentemperatur im Laufe der Woche spürbar klettern.

Die inhaltliche Arbeit begann am Sonntagnachmittag zunächst mit einer Vorstellungsrunde, organisatorischen Hinweisen und Singübungen. Nach der Vesper und einem leichten, entlastenden Abendbrot gab es die traditionelle Fasteneinführung durch die Fastenlehrerin Angela Schweitzer, in der insbesondere für Erstfastende Grundlagen an- und Fragen ausgesprochen – und beantwortet – wurden. Mit einem guten Gefühl beteten wir abschließend die Complet.

Am nächsten Morgen begann der eigentliche „Alltag“: Der Matutin schloß sich täglich der Morgentee mit dem Fastengepräch an. Es bot unter Leitung Angela Schweitzers für alle Raum die mit dem Fasten und dem sich wandelnden Körpergefühl zusammenhängenden Fragen zeitnah anzusprechen und in einen Erfahrungsaustausch zu treten. So gestärkt ging es zur Laudes, gefolgt von einem thematischen Angebot mit Jochen Dürhager zu (babylonischer) Sprachverwirrung, Sprachen, Symbolen und Kommunikation, anschließend Singübungen. Nach der Sext gab es die tägliche Fastensuppe, stets wunderbar vorbereitet und mit einem rituellen Sinnspruch eingeleitet von Frau Schweitzer. Dieses Mahl nahmen wir schweigend ein. Anschließend war Zeit zum Ruhen und für Leberwickel zur Unterstützung des leiblichen Reinigungsprozesses. Die ortskundige Lehniner Teilnehmerin Jutta Jandke begleitete dann in der wärmenden Frühlingsssonne alle Wanderwilligen in die schöne Wald- und Seenreichen Umgebung, eine Labsal für Körper und Geist! Angela Schweitzer bot anschließend Yoga und andere Körperübungen an; sie mündeten in abschließende Singübungen. Nach der Vesper  war „Abendbrot“ in Form von Tee bzw. mäßigen Mengen von Frucht- und Gemüsesäften. Vor der abschließenden Complet gab es situativ unterschiedliche Angebote: Singübungen, Fasteninformationen, auch einen Film zur weltweiten Ernährungssituation und ethischen Fragen der Nahrungsmittelerzeugung „We feed the World“.

Das Fastenbrechen begingen wir am letzten Tag nach der Morgenhore in festlicher Atmosphäre an wunderschön geschmückten Tischen mit gedünsteten und rohen Äpfeln sowie guten, wegweisenden Worten und einem bewegenden Abschiedsritual. Den krönenden Abschluß bildete dann die Messe unter souveräner Leitung von Sup. Teichmann und einer sehr anregenden Predigt der Altoberin Sr. Ruth Sommermeyer. Das Dankopfer bestimmten wir für das Hospiz in Lehnin, von dessen Arbeit uns die Sozialarbeiterin Petra Fritzsche erzählte.

Kritisch ist anzumerken, daß die – in diesem Jahr erstmalig angebotene – thematische Arbeit am Vormittag teilweise als Überfrachtung empfunden wurde. Nicht weil das Thema uninteressant oder schlecht vorbereitet gewesen wäre – im Gegenteil! – sondern weil die fastenbedingten Erfordernisse ihren eigenen zeitlichen und mentalen Raum brauchen um körperliche und seelische Reinigungsprozesse zu fördern. Weniger ist manchmal mehr!

Wieder verging die Woche wie im Flug, wieder fiel der Abschied schwer und wieder gab es gleich mehrere Voranmeldungen für 2008, die besten Zeichen für eine erfüllte, bewegende Zeit, deren innere Prozesse mit der Aufzählung der hier genannten und nicht einmal vollständigen Äußerlichkeiten kaum erfasst werden können.

Bleibt ein Dank an alle Beteiligten und Verantwortlichen, besonders die 3 Hauptakteure: Angela Schweitzer für ihre aufmerksame, umsichtige und kompetente Fastenleitung ebenso wie für ihre lebensnahen Homilien. Jochen Dürhager für sein großartiges, akribisch vorbereitetes Arbeitsmaterial sowie seine vielfältigen Impulse, streitbaren, engagierten Gesprächsbeiträge auf der Basis phänomenalen Wissens zu universalen Themen sowie seine filigranen Papierfaltarbeiten. Schließlich Bernd Ebener für seine verhaltene, einfühlsame Singleitung, die organisatorische Vorbereitung und Gesamtverantwortung.

Jutta Jandke, Kloster Lehnin

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