UND JEDEM NEUEN ANFANG wohnt ein Zauber inne… (2007)

UND JEDEM NEUEN ANFANG wohnt ein Zauber inne…

Impressionen vom „Alpirsbacher Invokavit“, 23.-25. Februar 2007
von Adriana Hasenberg, Berlin

Die kurze Zusammenfassung einer ungewöhnlichen Erfahrung mit unbekannten Menschen auf Usedom könnte so aussehen:

„Die Geschichte begann an einem Freitagnachmittag. Winterlandschaft auf Usedom, mitten in der Pampa. Es wirbelte und schneite. Es war kalt, eisig und einsam. Ich war neugierig und angespannt.
Ich kam in diese andere Welt, wurde untergebracht im Pastoratshaus des kleinen Dorfes Benz und sang von morgens bis abends unbekannte Mönchen Lieder.
Am Sonntag fuhr ich mit dem Zug zurück nach Berlin. Es war ein milder Frühlingstag: Sonne, strahlendes Licht, weicher Wind. Ich selbst ruhte innerlich.“

Details.
Von der gregorianischen Musik wußte ich wenig. Um ganz ehrlich zu sein: gar nichts. Ich hatte zufällig in der Zeitung gelesen „Gregorianische Musik auf Usedom“. Das klingt anziehend, oder? Der Herr, der mir Auskunft am Telefon gab, hieß Bernd Ebener. Er war freundlich und kurz angebunden. Der digitale Text den er mir via Mail sendete war überschaubar. Das reichte, um eine Entscheidung zu treffen: Ab! Raus aus der Welt des Stresses und des Lärms in die Welt der Stille. Ich fuhr los mit dem Zug und hatte eine angenehme Reise.

– Wer war da? Ich lernte 7 Menschen kennen, Frauen und Männer. (Die grassierende Grippewelle hatte die Zahl der Angemeldeten deutlich ausgedünnt. Eine weitere Teilnehmerin musste uns deshalb leider vorzeitig verlassen.)
– Was taten wir? Wir sangen in der schönen Benzer Kirche um 7 Uhr, um 9 Uhr, um 12 Uhr, um 18 Uhr und um 21 Uhr; zwischen diesen Kirchenepisoden – die reine Treffen waren vorm Angesicht des Größten, übten wir die Lieder oder aßen und beschäftigten uns mit der Fragen um die Themen „Schicksalsbewältigung und die Vernünftigkeit des Glaubens“ (Leitung: Dr. Bernd-Dietrich Krummacher, Willerswalde).
– Wo war das genau? Im Pastorathaus. Unterbringung sauber und bescheiden. Angemessen. Angenehm. Freundlich. Mit Katze.
– Wann? Über zweieinhalb Tage, vom Freitag 16 Uhr bis Sonntag 14 Uhr
– Warum? Das weiß ich nicht. Kann nur über mich reden: ich war durstig nach Ruhe und Gemeinschaft mit netten Menschen.
– Wozu? Tja, das müßte der Interessierte direkt bei Bernd Ebener fragen. Für mich spielte das „wozu“ keine große Rolle. Nach diesem Wochenende war ich entspannt, müde und von einem Geist der Resonanz mit dem Leben erfüllt
– Wie war es? Gut und ein bißchen anstrengend. Gemeinschaft mit unbekannten Menschen – eine Gemeinschaft nicht durch werkeln oder reden, sondern im gemeinsamen Gesang. Eine empfehlenswerte Sache und eine gewiß interessante Erfahrung für Individualisten!

Im Nachhinein weiß ich: es war keine geografische Reise auf Usedom. Es war eine Zeitreise. Mit diesen Menschen zusammen tauchte ich in eine Zeitnische. Zurück in Zeiten, die anders klangen und sich anders anfühlten als heute. Das Transportmittel, das uns in andere Jahrhunderte beförderte war der KLANG. Wir waren über zweieinhalb Tage so etwas wie Mönche bzw. Nonnen, deren Leiber sich als Resonanzkörper für die Töne des Universums zur Verfügung stellten. Seine Töne bilden einen melodischen, monotonen, sonderbaren Klang. Die Worte waren die Worte der Psalmen.

Ich hoffe, daß Gott sich über uns freute, mindestens so sehr, wir wir uns über seine Anwesenheit bei uns freuten.

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