Homilie zu 2. Samuel 18,28-19,1 – Fastenwoche 2006

Was ist geschehen?
Ein Sohn erhebt sich gegen seinen Vater und kommt dabei um.
Der Vater ist erschüttert über den Tod seines Sohnes,  durch sein eigenes Kriegsheer, umgebracht von seinen eigenen Männern.
Eine erschütternde Geschichte! Wie konnte es so weit kommen?
Absalom, Davids Sohn, wollte die Schändung seiner Schwester Tamar rächen, die durch seinen Bruder und Tamars Halbbruder Amnon geschah. Dieser hatte sie lieb gewonnen unter Anwendung einer List zu sich führen lassen, sie genommen und dann von sich gewiesen.
Wegen der Geschwisterschaft war schon das erste in Israel wie auch heute nicht erlaubt, noch viel weniger das zweite, die Verweigerung der Heirat, der Frau, die ein Mann als erster nimmt.
Was hieß das für Tamar?
Sie zerriss ihr kurzärmliges Kleid, das Zeichen ihrer Jungfräulichkeit,  jammerte und klagte darüber, dass ihre Chance jemals zu heiraten verwirkt war. Kein Mann würde sie, die nun keine Jungfrau mehr war, zur Frau nehmen.
So waren die Verhältnisse. Sie schrie das Unrecht, das ihr durch Amnon angetan wurde zum Himmel und hoffte, dass ihr Recht verschafft wird.
Doch ihr Vater, der König David verschaffte ihr kein Recht, dazu hätte es seinen Sohn Amnon bestrafen müssen, was er nicht tat.
Weshalb reagierte David nicht auf das Unrecht, das seiner Tochter zugefügt wurde?
Vielleicht, weil er Verständnis hatte für seinen Sohn? Vielleicht sah er in ihm sich selbst, wie er, auch mit einer List, seine spätere Frau Batseba nahm, sie schwängerte dabei ihren Ehemann und seinen Diener betrug und ihn im Krieg umkommen ließ.
David reagierte nicht, statt dessen sein Sohn Absalom.
Er lässt seinen Bruder Amnon töten und flieht vor der anstehenden Bestrafung durch seinen Vater. Von dort aus scharrte er Männer um sich und plante Aufruhr gegen seinen Vater.
Als der Vater David das bemerkte musste er zunächst vor seinem Sohn fliehen, später, gezwungenermaßen kämpfen, wobei David siegte und Absalom umkam.
Die Geschichte einer Königsfamilie mit List, Mord, Flucht, Kampf und Krieg. Der Hintergrund sind Frauen bzw. deren Missbrauch als Liebesobjekte, deren Missachtung als Ehefrauen, als eigene menschliche Wesen.
Eine Geschichte von leidenschaftlichen Männern, die ihre Leidenschaft nicht zu beherrschen vermögen, sie vor Ehre, Gewissen und geltendes Recht stellen und letztlich nicht die natürlichen Folgen tragen wollen.
Spätestens der Tod seines Sohnes Absalom rüttelt David wach, lässt ihn spüren, dass er derjenige war, der Unrecht tat, der Schuld auf sich geladen hat und sieht, dass es zu ihm zurück kommt.
Er spürt, dass er keinen guten Weg gegangen ist, zumindest keinen von Gott gewollten.
Er spürt, dass nun Gott seinen Weg durchkreuzt und David leidet.
Mich erschüttert diese Geschichte und macht mich fast sprachlos und doch geschieht sie so oder ähnlich immer wieder.
Die Ware Frau:
Für den Handel mit Frauen wird weltweit so viel Geld ausgegeben wie für die Rüstung!
Zur Fußballweltmeisterschaft, die in diesem Jahr bei uns in Deutschland stattfindet, werden Frauen wie Ware angeboten, für Männer zur Verfügung gestellt.
Kein guter Weg, zumindest keiner den Gott will, Entwürdigung von Menschen, von Frauen.
Wer verschafft diesen Frauen, allen Frauen, die Missbrauch erleben, Recht?
Zu sehen, dass hier etwas entschieden falsch läuft, dem Leben entgegen, so nicht von Gott, sondern egoistischen Männern/Menschen gewollt ist, sollte uns wach rütteln und uns aufstehen lassen.
Frauen, die in diese Lage kommen, lassen es nicht nur mit sich machen, sie finden schwer allein aus diesem System heraus. Sie brauchen Beistand!
Jesus hat das getan. Er hat auch diesen, von der Gesellschaft verstoßenen Frauen, beigestanden, ihnen Recht verschafft und sie auf einen besseren Weg geführt. Amen.

(Angela Kehnscherper, Gemeindepädagogin)

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