Predigt für die Messe der Alpirsbacher Fastenwoche am 31. März 2007

Lukas 14, 15 – 24.

Kommt, denn es ist alles bereit. Lukas 14, 17.
Das ist eins der kostbarsten Worte des Lukasevangeliums. Eine Botschaft von Jesus. Sie wird von den Beauftragten Gottes an jedem Abendmahlstisch verkündet. Ein Ruf für die Welt, eine Einladung an uns. „Kommt, denn es ist alles bereit.“ Es ist ein mütterlicher Ruf, der uns vielleicht ein wenig an unsere Kindheit erinnert. Wie oft hat meine Mutter uns vom Spiel herein gerufen, wenn das Essen auf dem Tisch stand. Nicht immer sind wir gern gekommen. – Ich las kürzlich die Geschichte einer Mutter, deren Sohn zur See gegangen war.
Regelmäßig schrieb die Mutter einen Brief. Niemals kam eine Antwort. Der Sohn war verschollen. Obwohl die Mutter 10 Jahre nichts von Ihrem Sohn gehört hatte, wartete sie doch Nacht für Nacht auf seine Heimkehr. Sie machte das Bett bereit und legte Scheite an den Ofen, damit er sich wärmen könnte, wenn er durchnäßt nach Hause kommen sollte. Und damit er den Weg zu ihrem Häuschen findet, stellte sie Nacht für Nacht ein Licht ins Fenster.
Menschen, die jahrelang Gottes Einladung unbeantwortet gelassen haben, die durch das, was sie erlebt haben, von ihm weg verschlagen wurden , für sie gilt wie für den Sohn der Mutter:
Es ist alles bereit. Du wirst erwartet. So wie du bist, darfst du kommen. Gott in seiner unbegreiflichen Liebe, die noch größer als Mutterliebe ist, hat alles für uns bereitet. Wir selbst haben nichts vorzuweisen, was uns retten könnte. Unser Glaube ist zu klein, unsere Liebe ist nicht warmherzig genug. Unsere Reue kennt wenig Tränen. Unsere Gesänge haben noch wenig vom himmlischen Klang. Nichts davon hat die Kraft, uns die Tür zu Gott zu öffnen. Er selbst öffnet sie. Alles was Gott tut, tut er ganz. Im Schöpfungsbericht heißt es. „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe es war sehr gut.“ Wissen Sie, daß diese Tatsache Ihnen und mir schon einmal ein großer Trost sein darf. Manchmal sind wir unzufrieden mit uns. Mit unserem Gesicht, mit unserer Stimme, mit unserer Verfassung an Leib, Seele und Geist. Aber wir sind Gottes Geschöpf. Gott sieht sein Geschöpf an. Als solches bin ich in seinen Augen gut. Gottes Schöpfung trägt die Prägung der Vollendung. Weil uns aber das Wissen um Gottes Schöpferliebe verloren gegangen ist, gibt es das „Es ist vollbracht“ auf Golgatha. Es war alles vollendet, was geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn. Als Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: es ist vollbracht und neigte sein Haupt und starb. Mit einem Opfer hat  er in Ewigkeit vollendet, die geheiligt werden. Es ist vollbracht, was nötig war, damit ein Mensch wie Sie und ich mit einer belasteten Vergangenheit den Zugang zu Gott finden kann. Die Brücke ist so fest gebaut, daß sie hält, wenn einer mit der ganzen Last eines verfehlten Lebens in der letzten Todesnot darüber geht.
Nur in dieser Gewißheit, in diesem Glauben begleite ich Sterbende in unserem Hospiz und auf der Palliativ-Station. Kommt, es ist alles bereit! Das gilt nicht nur für die Zukunft. Die Einladung geht heute an uns. Das Mahl, der Tisch ist uns heute bereitet. Und wenn wir uns einladen lassen, will Gott uns Frieden ins Herz geben, die Gewißheit: Ich bin erlöst. Den Zuspruch Jesu: Ich gebe Dir das ewige Leben. Du wirst nicht umkommen. Niemand kann Dich aus meines Vaters Hand reißen. – Gott hat uns zu etwas Großem eingeladen. Warum haben die Geladenen im Evangelium die Einladung des Königs nicht angenommen? Wenn man genau hinhört, sind sie alle auf dem Weg der Pflicht und des Berufes oder der Hochzeitszeremonie. Sie sind dienstlich verhindert, amtlich abgehalten. Sie haben geschäftlich zu tun.- Jesus weiß, daß  das Zeit haben für uns ein Problem ist. Darum macht er uns mit dem aus dem Leben genommenen Gleichnis unübertrefflich klar, worauf es allein ankommt, wenn wir es mit einer Einladung Gottes zu tun haben. Gott will um unsertwillen, daß die Dinge, die uns dringend und unaufschiebbar erscheinen vor Gottes Einladung in den Hintergrund treten. Da sind in dem Gleichnis Menschen, die keinen Augenblick zögern, zu kommen Für sie war die Einladung beim König zu speisen, etwas unbegreiflich Herrliches, daß sie sich sogleich auf den Weg machen. Es ist ein merkwürdiger Zug von Menschen mit einer Behinderung, Leute die nicht viel Geld haben, die aus schwierigen Verhältnissen kommen, Obdachlose. Das, was Jesu gleichnishaft erzählt, hat sich in den 2000 Jahren Kirche verwirklicht. Es macht deutlich, wie wenig wir können, leisten, mitbringem müssen, um uns dem Zug derer anzuschließen, die sich freuen, daß sie geladen sind. Kommt, denn es ist alles bereit. Schmecket und sehet, wie liebevoll Gott ist. Amen.

Sr. Ruth Sommermeyer, Kloster Lehnin

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