Léogâne-Haiti aktuell – Ausgabe 3

Die kleine „Zeitung“ mit Informationen über Haiti und unsere Arbeit in Léogâne,

von Marie-Josée und Franz Groll
Ausgabe 3 – 27.3.2011

Liebe Freundinnen, Freunde, Bekannte und Alle die sich für Haiti interessieren…

Als wir vor 11 Wochen das letzte Léogâne-Haiti aktuell geschrieben haben, hatten wir gerade mit dem Bau eines der drei Hauptgebäude des CCFPL, es ist das Gebäude 2, begonnen. Dieses Gebäude mit einer Breite von 12 m und einer Länge von 74 m beinhaltet eine große Schreinerwerkstatt mit 360 m², in der wir die Schreiner ausbilden und eine Türfabrikation betreiben wollen. Des Weiteren beherbergt das Gebäude 2 eine Bauschlosserei mit 144 m², das zentrale Lager mit 64 m², den Raum für die Stromversorgung mit 24 m², sowie die Autowerkstatt mit 240 m².
Inzwischen sind bei diesem Gebäude die Maurer fast fertig.
Am 24. Februar haben wir dann mit dem 2. Gebäude begonnen, es hat die Bezeichnung Gebäude 3. Auch mit diesem Gebäude sind die Maurer schon ganz schön weit. Das Fundament und die Bodenplatte sind seit einer Woche fertig und die Mauern sind schon fast ganz gemauert. Es fehlen noch die Giebelwände, etwa die Hälfte der Betonpfeiler und der größte Teil des umlaufenden Sturzes, und natürlich noch der Verputz.

Dieses Gebäude ist zur Hälfte für die Produktion von Hohlblocks vorgesehen, mit einem sogenannten Bodenfertiger und in der anderen Hälfte ist ein 50 m langer Betoniertisch geplant, auf dem Beton-Fertigdecken gegossen werden. Mit dieser Methode wird kein Schalmaterial verbraucht, es ist dadurch eine Hilfe, um die Abholzung des Landes zu bremsen. Den ersten Schritt für diese Deckenproduktion haben wir diese Woche getan. Um diese Technik in Haiti bekannt zu machen, haben wir im 2. Container einen „kleinen“ Betoniertisch mit einer Länge von 5,75 m mitgebracht, damit wir für die 2-geschoßigen Gebäude im Projekt schon diese Technik anwenden können – und in kleinem Umfang natürlich auch für Kunden! Diesen Betoniertisch haben wir diese Woche in Betrieb genommen, es ist alles gut verlaufen, ein Bild werden wir diesem Bericht anhängen.

Für die beiden Gebäude, die z.Z. im Bau sind, kommt das Holz für die Dachkonstruktion aus dem Schwarzwald. Das Holz für das Gebäude 2 ist seit Samstag in Port-au-Prince und das Holz für das Gebäude 3 wurde letzte Woche in Nagold vom Container-Team von Pro Haiti und weiteren Helfern verladen. Herzlichen Dank an alle!!!
In Nagold wird z.Z. aber nicht nur der Container mit dem Holz beladen, sondern noch 2 weitere Container, davon einer wieder mit 12 m Länge und Überhöhe. In diesem Container kommen der Gabelstapler, der Bodenfertiger mit dem die Hohlblocks produziert werden und viel gebrauchtes Gerüstmaterial. In einem weiteren Container werden die technischen Einrichtungen für eine sehr große Solaranlage verpackt. Die Solarpanel für diese Anlage werden in Paderborn von Spezialisten verladen. Über diese Solaranlage wird in den kommenden Léogâne-Haiti aktuell noch mehrmals berichtet werden. Heute möchten wir nur kurz erwähnen, dass diese Große und teure Anlage eine Spende der Biohausstiftung in Paderborn ist, dessen Gründer, Herr Willi Ernst, für die Montage selbst nach Léogâne kommen wird. Er wird bei diesem großen Geschenk noch vom Verein Paderborn-eine Region hilft finanziell unterstützt.

Nun wieder zurück nach Haiti. Wie wird es im Projekt weitergehen?

In etwa 4 Wochen werden die Maurer mit ihren Arbeiten an beiden Gebäuden fertig sein. Ideal wäre es, wenn wir schon etwas vorher mit dem Ausheben der Fundamentgräben für das Gebäude 1 beginnen könnten. Voraussetzung dazu ist, dass das Ergebnis der Bodenuntersuchung vorliegt. Die Bodenproben wurden zwar letzte Woche entnommen, es wurde aber angekündigt, dass die Analysen und die Auswertung etwa 5 bis 6 Wochen dauern werden. Wenn das so kommt, gäbe es Ende April eine Zwangspause.
Eine weitere Voraussetzung ist, dass der Finanzierungsvertrag mit Caritas erweitert wird, denn bis jetzt ist nur die erste Hälfte der Projektkosten bewilligt.

Wenn wir (erst) Anfang Mai mit dem Gebäude 1 beginnen können, werden wir mit diesem Gebäude bis zum Schuljahresbeginn im September nicht mehr fertig werden, denn es ist zweigeschossig und wesentlich arbeitsintensiver als die Gebäude 2 und 3. Dann muss ich schauen, wie wir Übergangslösungen einrichten können, damit mit den meisten der geplanten Berufe doch noch im September, spätestens im Oktober mit der Ausbildung begonnen werden kann. Wir sind zuversichtlich, dass es Lösungen geben wird.

Eine gute Ausbildung der Jugendlichen ist aber nur EINE Voraussetzung, damit es in Haiti aufwärts gehen kann. Wenn nicht weitere Veränderungen eingeleitet werden, könnte dieses Projekt nicht die Wirkung erzielen, die erwartet wird, denn die Jugendlichen hätten nur wenige Chancen, ihre erlernten Fähigkeiten anzuwenden.

Im letzten Léogâne-Haiti aktuell haben wir die vielfältigen Probleme in Haiti dargestellt. Wir haben vor allem erläutert, warum der Wiederaufbau noch fast gar nicht begonnen hat: Die allermeisten Familien haben kein Geld, um ihr Häuschen wieder aufzubauen, auch sie sind auf internationale Hilfe angewiesen. Um hier einen Schritt voranzukommen, haben wir bei einer Versammlung aller Bauarbeiter und Angestellten des CCFPL vorgeschlagen, eine Kooperative oder eine Association (Verein) zu gründen, mit dem Ziel, gemeinsam die eigenen Häuser aufzubauen und dafür Hilfe von internationalen Organisationen oder vom haitianischen Staat oder von Ländern, die bei der Geberkonferenz Hilfe zugesagt haben, zu beantragen.
Seit 4 Wochen trifft sich jeden Sonntag eine Arbeitsgruppe, um die Gründung einer Association vorzubereiten, die 11 Männer und eine Frau werden dabei von uns beiden beraten.
Der Verein wird den Namen MARK haben, diese Abkürzung steht für: Men ansanm pou rekonstwi kay; das heißt: Hände zusammen für den Wiederaufbau der Häuser. Nach der Ausarbeitung der Satzung werden weitere Mitglieder geworben, die Association gegründet und ein Vorstand gewählt, danach werden weitere Mitglieder aufgenommen und erste Hilfsanträge gestellt. Wenn alles gut geht, werden wir beim nächsten Léogâne-Haiti aktuell schon darüber berichten können.
Es ist das Ziel, etwa 200 bis 250 Familien als Mitglieder aufzunehmen, die in den nächsten 4 bis 5 Jahren gemeinsam ihre Häuser aufbauen und dazu von internationalen Gebern Hilfe für den Kauf des Baumaterials erhalten.
Wenn es so kommt, wie sich das die Arbeitsgruppe erhofft, dann könnten sich nach diesem Muster viele solche Associationen gründen und dadurch alle privaten Häuser aufgebaut werden.

Und nun noch ein paar allgemeine Informationen:

Uns geht es GUT ! Alle Bewohner freuen sich dass wir da sind und schätzen es, dadurch Arbeit bekommen zu haben (leider sind wir immer noch weit und breit die einzige Baustelle) und wir haben immer noch sechs Bauarbeiter, die täglich die mühsame Strecke von Port-au-Prince hierher fahren… Arbeit bedeutet eben für sie, die Kinder ernähren und das Schulgeld für sie bezahlen zu können…

UND: es ist bis jetzt – trotz allgemeiner Armut – NOCH NIE etwas gestohlen worden: kein einziges Werkzeug, nicht einmal ein einziger Zementsack (den man doch sicher gut gebrauchen könnte…), kein Bauholz, obwohl es offen da liegt.
Die Nachbarn scheinen sich sogar organisiert zu haben, um zwischen 19 und 21 Uhr, immer wieder eine Wachrunde zu drehen…

Und als Franz seine virale Bronchitis hatte, kam regelmäßig ein altes Ehepaar mit selbstgepflückten einheimischen Tee-Kräutern und das, bis er wieder gesund war:
diese „Medizin aus der Natur“, so liebevoll gesammelt, hat überraschend GUT gewirkt!

Also, kurzum, die Mühe hier lohnt sich auf jeden fall!!!

Mit lieben Grüßen und großem DANK an Jeden und an Alle die uns unterstützen – und uns immer noch weiter begleiten…

Marie-Josée und Franz

Die erste Betonfertigdecke wird abgehoben

Rechts das Gebäude 2 mit der Einfahrt zur Kfz-Werkstatt und links das Gebäude 3

 

 

Dieser Eintrag wurde in der Kategorie Léogâne-Haiti aktuell veröffentlicht. Link zum Bookmarken: Permalink.

Comments are closed.