Vom 15. bis 17. 2. 2002 fand der „1. Alpirsbacher Invokavit“ in Benz auf der Insel Usedom statt. Der Ort war uns schon durch den „1. Alpirsbacher Advent“ bekannt; in beiden Fällen handelte es sich um Kurz-Konvente, die jeweils vom Freitagnachmittag bis zum darauffolgenden Sonntag dauerten. Diese Form ist für die Kirchliche Arbeit Alpirsbach (KAA) neu, sie hat jedoch mehrer „inoffizielle“ Vorläufer in den letzten Jahren der DDR gehabt und sich auch dort sehr bewährt, vor allem im Hinblick auf neue Teilnehmer, die sich von einer „ganzen“ Woche überfordert fühlen. Sie bietet auch Gelegenheit mit – relativ! – geringem Aufwand die bisherigen Lücken im Alpirsbacher Kirchenjahr zu füllen.
Der Konvent vereinte insgesamt 15 Teilnehmer, davon ein Drittel Frauen; nur wenige hatten größere Erfahrung mit „Alpirsbach“. Er versuchte dem Rechnung zu tragen, indem er auf sparsam ausgewähltes bewährtes Choralgut zurückgriff und ausgesprochene de tempore-Stücke vermied, so daß die Neulinge nicht mit einer Flut unbekannten Materials überfordert wurden. Sie haben sich dem für sie schwierigen Stoff mit großer Offenheit gestellt und sich überraschend gut behauptet. Dies ist nicht zuletzt der umsichtigen und gesangspädagogisch einfühlsamen Leitung der Singübungen durch Kantor Bernd Ebener zu danken. Das Studium wurde von dem (kath.) Theologen Dieter Günter aus Garz (Usedom) über das Thema „Lebenskraft – Leidenskraft. Hildegard von Bingen: ganzheitlich gestern und heute.“ Gehalten und bezog sich zu einem wesentlichen Teil auch auf das musikalische Schaffen der Hl. Hildegard. Der Sonnabendnachmittag wurde zu einer gemeinsamen Wanderung am Strand entlang nach Heringsdorf genutzt. Die Vesper hielten wir in der neuerbauten, sehr schönen Stella-Maris-Kirche des dortigen Pflegeheims der Caritas – und wurden eingeladen, einen der nächsten Kurzkonvente auf Usedom ganz in dieser Einrichtung durchzuführen. Es schloß sich ein festliches gemeinsames Abendessen in einer italienischen Gaststätte in Bansin an, die kurzfristig auch die Versorgung des Konventes in Benz übernommen hatte. Der Konvent war wieder, wie schon im Advent, in der „Scheune“ neben der Kirche untergebracht. Eine gewisse Schwierigkeit entstand dadurch, daß das Kellergewölbe des Pfarrhauses, in dem wir unsere Mahlzeiten einnahmen, sehr niedrige Durchgänge hat (im Gegensatz zur überragenden Körpergröße des Berichtenden … B. E.).
Stundengebete und Messe fanden (bis auf die Vesper am Sonnabend) in der St. Petri-Kirche Benz statt, einer aus Feldstein errichteten gotischen Filialkirche der Praemonstratenser von Pudagla. Diese Kirche erhält ihr besonderes Gepräge durch die vollständig mit Sternen auf blauem Grund ausgemalte Tonnendecke des Kirchenschiffs. Durch ihren relativ kleinen Raum, der aber eine gute Akustik hat, ist sie für kleine Konvente gut geeignet. Das Amt des Hebdomadarius war bei Pfarrer Jürgen Schwarzbach in guten Händen; die Homilie in der Matutin des Sonnabends wurde von Arndt Noack, dem Pfarrer von Benz, gehalten. Der auch die organisatorische Vorbereitung übernommen hatte. Die Messe zelebrierte Pfarrer Bernhard Langner aus Heringsdorf und predigte auch. Die Kollekte von ca. 250 Euro wurde für die Arbeit unter rumänischen Straßenkindern bestimmt.
Insgesamt hat der Alpirsbacher Invokavit eine seit Jahrzehnten verschüttete Tradition der KAA wieder belebt, die liturgisch sehr „hochwertigen“ Fasten- und Passionszeit mit einem eigenen Konvent zu begehen. Diese Erfahrung wird sicherlich keiner der Teilnehmer missen wollen. Als einziger Mangel fiel uns auf, daß es im gesamten Material des Alpirsbacher Antiphonale für die Messe keinen einzigen Tractus gibt (in der Fastenzeit sind ja die Tractus nie durch Responsoria gradualia ersetzt worden).
Walter J. Pehl, BSJ, Berlin, 5. 5. 2002