Jahresbrief 2010

Die Haupttatsache der Neuzeit ist nicht, dass die Erde um die Sonne kreist, sondern dass  das Geld um die Erde läuft.
(Peter Sloterdijk)

Greifswald, den 17. Oktober 2010

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Gregorianik-Angebote, liebe Interessierte,

Taufen und andere Amtshandlungen besitzen im Rahmen unserer Arbeit Seltenheitswert, was sich u. a. mit deren Struktur und Projektsettings begründen lässt. Insoweit dürfte die von Emma Schomann-Boß durch Ali Beck am Samstag des „Alpirsbacher Advent“ 2009, beide dabei barfüssig (Ende November!) in der offenen Ostsee stehend, am Bansiner Strand auf Usedom der größte Teil der mitfeiernden, singenden, betenden, fröstelnden, assistierenen, in dicke Mäntel eingemümmelten … Alpirsbacher Adventgemeinde, einzigartig in der bisherigen KAA-Geschichte gewesen sein, unvergessen in jedem Fall für alle, die dabei waren. Und das waren so viele wie noch nie zu einem unserer Wochenenden. Mit 35 Angemeldeten platzten wir kapazitätsmäßig aus allen Nähten. Ein Dank an alle, die das mit Fassung und Toleranz trugen, vereinzelt trifft auch das Wort „ertrugen“ den Kern. Ein bisheriger Aspekt des Adventwochenendes, das Entfliehen der vorweihnachtlichen Geschäftigkeit, dem städtischen, oft auch kirchlichen Trubel, das Suchen und Finden von Stille und guter Kommunikation in Benz, das fand 2009 jedenfalls partiell eine andere Färbung. Überraschend viele Erstteilnehmende meldeten sich frühzeitig an, langjährige Stammteilnehmende kurzfristig. Insgesamt war es ein Höhepunkt mit einzigartigen Facetten, deren eine eingangs benannt wurde. Wir sind auch dankbar dafür, daß Franz Groll ein spannendes Studium leitete („Von der Finanzkrise zur solidarischen Gesellschaft“), in dem er zentrale Thesen seiner gesellschaftspolitischen und publizistischen Arbeit erläuterte und einen Diskussionsraum eröffnete und wünschen ihm und seiner Frau, derzeit wieder auf Haiti, alles Gute für ihre segensreiche Hilfe dort wie hier. Keiner konnte zu dem Zeitpunkt ahnen, daß Haiti im Januar eine solch große Katastrophe würde erleiden müssen. Eins unserer (späteren) Dankopfer bestimmten wir denn auch für die Unterstützung ihrer beider dortigen Arbeit.

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Frau Edith Görne! Sie hat an dem Wochenende schweren Herzens letztmals unsere Versorgung, in diesem Fall muß man wirklich sagen: gestemmt! Nach den vielen Jahren großer Zuverlässigkeit und Treue vollzog sie damit, alters- und krankheitsbedingt, einen uns alle, die sie kennenlernten, berührenden Abschied. Unsere guten Wünsche begleiten Sie auf dem schmerzfreieren Weg mit nunmehr operierter Hüfte …

Udo Binner hat fotografisch viele Szenen dieses Wochenendes eingefangen und uns zur Verfügung gestellt. Danke! Eine Fotostrecke der Ostseetaufe und anderer Eindrücke ist demnächst auf unserer inzwischen neu gestalteten Internetseite zu sehen: http://gregorianik-auf-usedom.de/2010/10/alpirsbacher-advent-2009/
Für diese gilt ein großer Dank Robert Grimmell für die technische und zu weiten Teilen auch inhaltliche Realisierung! Es hat länger damit gedauert, als vor einem Jahr angekündigt, und ist auch noch nicht ganz so fertig, wie wir’s uns vorstellen, aber das Ergebnis ist sehenswert, aktuell und ausbaufähig.

Robert & Annette Grimmell kümmerten sich zudem zuverlässig um die Versorgung und weitere Organisationsaspekte der Hamburger Weihnachtswoche, Robert übernahm auch die Homilien, angesichts der überschaubaren Zahl der Teilnehmenden Annette kurzfristig auch das Kochen der warmen Mahlzeiten, für deren Bereitstellung ursprünglich (wie zwei Jahre zuvor) ein Caterer eingeplant war. Ganz im Gegensatz zur Teilnehmendenzahl des Adventswochenendes förderte die überschaubare und familäre Situation menschliche Nähe, spirituelle Tiefe und die praktische Durchführung der studienbedingt geplanten Exkursionen. Der Kirchenarchitekt und Restaurator Bernd Henning begleitete uns dabei mit seiner immensen Erfahrung, großem theoretischen Wissen, einer schier unerschöpflichen Zahl von Beispielfotos und durch die kompetenten Exkursionsbegleitungen über die Wege Gestalt gewordenen Evangeliums durch die Jahrhunderte abendländischer Kirchenbauentwicklung. Von einer Ausnahme abgesehen klappten die Verabredungen und Schlüsselübergaben reibungslos, so daß wir u. a. eine Sext im frisch renovierten Hamburger Michel sangen und sich dazu auch etliche Zuhörer fanden. Sehr Problematisch war leider die stimmlich-musikalische Seite: diesbezüglich unterschiedliche Erfahrungen, Gewohnheiten, Erwartungen und stimmliche Präsenz ließen sich diesmal und zudem auf dem Hintergrund der anspruchsvollen weihnachtlichen Festgesänge leider nicht zufriedenstellend ausbalancieren. Aus beruflichen Gründen musste zudem mein Kollege Ulrich Grafe kurzfristig absagen, was dazu führte, daß damit auch seine gesamte Familie ausfiel und die alleinige kantorale Leitung bei mir blieb und stimmlich an Grenzen führte. Dennoch konnten wir unter Leitung von Pfr. Wilfrid Knees, Itzehoe, eine stimmungsvolle Messe feiern und den anschliessend noch langen Abend bei Wein, guten Gesprächen und netten Gästen ausklingen lassen.

Zum Alpirsbacher Invokavit fand sich wiederum in Benz eine traditionell eher kleinere Wochenendgemeinde, erstmals im leergezogenen Benzer Pfarrhaus. Wie im letzten Jahres-brief angekündigt wurde Arndt Noack in den Ruhestand verabschiedet und war zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr dabei. Ein Bericht zum Wochenende von Johannes Storks geht vorrangig auf das bemerkenswert praxisnahe Studium durch Dr. Tilman Beyrich ein („Die Seele ist ein Zwischenraum“), ist auf der Internetseite nachzulesen oder bei mir bestellbar.

Ebenfalls wie angekündigt in den Ruhestand verabschiedet wurde Pfrn. Martina Gehlhaar aus Krummin, die die dortigen Da-pacem-Projekte mit Dr. Marianne Subklew und mir orga-nisierte und jahrelang durchführte. Beiden Ruheständlern gilt unser Dank für ihre jahrelange Förderung unserer Arbeit. Beiden gelten unsere guten Wünsche für ihr nachberufliches Leben und wir haben die berechtigte Hoffnung, daß sie beide weiterhin unserer Arbeit verbunden bleiben und hin und wieder dabei „auftauchen“ und begleiten.

Noch nicht in den Ruhestand, jedoch in einen anderen Arbeitsbereich gewechselt ist in-zwischen auch Marianne Subklew. An einer solchen Schwelle stehe ich derzeit auch selbst.

Diese personellen Entwicklungen sowie eine längere Erkrankung von mir (Danke, danke, danke allen, die dabei an mich dachten, Briefe, Karten, Mails schickten, anriefen und in ihr Gebet einschlossen – nur wenig davon konnte ich erwidern – herzliche Bitte um Verständnis auch für meine immer noch nicht wiedererlangte volle Belastbarkeit!) führte erstmals dazu, daß ich ein geplantes Wochenende kurzfristig absagen musste und ein anderes nicht wie vorangekündigt planen konnte. Die Lehniner Fastenwoche vor Ostern fand jedoch (noch) statt – in bewährter Weise und mit gewohnt guter Resonanz.

In eigener Sache

Seit 10 Jahren durften wir wegen der steigenden Nachfrage unser Projektangebot stetig ausbauen. Dafür sind wir ebenso dankbar wie für alle Menschen, die uns dadurch begegneten und uns reich beschenkten. Wir spüren die Sehnsucht nach Spiritualität und Tiefe.

Wir begannen damals mit den beiden Wochenenden „Alpirsbacher Advent“ und „Invokavit“ zu Beginn der Fastenzeiten in Benz. Hinzu kamen bald die Weihnachtswochen in Heringsdorf und Hamburg, die Fastenwochen in Greifswald und Kloster Lehnin, die Da-pacem-Projekte zum Weltfriedenstag in Krummin/Peenemünde, ab 2006 dann „TempoRausch & SeelenHeil – Gregorianik in Autobahnkirchen“ mit etwa 2 Wochenenden jährlich von Bayern bis Mecklen-burg, externe Seminare im Kloster Buchhagen (deutschsprachige orthodoxe Liturgie) und auf dem Schwanberg (CCR), Kirchentags- und andere Einzelprojekte, Abendseminare, gregorianischen Tage. Mit 6 bis 8 Angeboten jährlich sind wir inzwischen an unsere Grenzen gestoßen und aktuell dabei innezuhalten sowie zu versuchen einiges neu zu ordnen und zu überarbeiten, inhaltlich und administrativ. Dafür bitten wir um Verständnis! Und über Mit-hilfe freuen wir uns besonders!

Wir sind inzwischen gut vernetzt und gern bereit auf verwandte Angebote zu verweisen oder Hinweise und Empfehlungen auf externe Projekte zu geben.

Der Name „Gregorianik auf Usedom“ hat einen „guten Klang“ – führt aber gelegentlich auch zu Missverständnissen, weil wir weit über Usedom hinaus arbeiten. Vielleicht möchte jemand dazu einen Vorschlag äussern?

Unser Spendenkonto und sonstige Verwaltung wird unverändert über die Kirchengemeinde Benz geführt. Möglicherweise führt der gegenwärtige Prozeß auch zu einer Umorientierung, aber es gibt keinen Grund für Eile. Eine Umorientierung sollte das Ziel von Vereinfachung haben, doch das muß gut überlegt sein und Sinn machen. Seit August ist das Pfarramt Benz glücklicherweise neu besetzt.

Ausblick

So freuen wir uns, die Tradition des „Alpirsbacher Advent“ in Benz fortsetzen zu können. Die neue Benzer Pfarrerin, Frau Annegret Möller-Titel, hat dankenswerterweise auch gleich das Studium übernommen und gibt damit gewissermaßen ihren Einstand: „Macht die Türen auf! – Nachdenken über Psalm 24“. Termin: 26. 11., 16 Uhr bis 28. November, 12 Uhr

Eine Weihnachtswoche im Norden wird es diesmal nicht geben. Wir verweisen jedoch gern auf die Epiphaniaswoche der KAA vom 1. bis 6. Januar 2011 in Heiligkreuztal (BW). Weitere Informationen bei mir oder unter www.kaalpirsbach.de

Das Wochenende „Alpirsbacher Invokavit“ (11. – 13. März 2011) sehen wir in Benz vor!

Die Woche „Gregorianik & Fasten“ organisieren wir an gewohnter Stätte in der Vorkar-woche im Kloster Lehnin (Mark Brandenburg), wieder mit Sigrid Magnus, Leipzig, (Fasten-leiterin Deutsche Fastenakademie e. V., ärztl. gepr. Gesundheitsberaterin, Wellmasseurin).

Das Jubiläums-Wochenende „TempoRausch & SeelenHeil  – Gregorianik in Autobahn-kirchen“ feiern wir nunmehr mit einem Jahr Verspätung im Mai an der Via Carolina (A6), dort wo es einst begann! Nicht nur auf Waidhaus beschränkt sondern in Partnerschaft mit der inzwischen ersten in Dienst gestellten Autobahnkapelle Tschechiens in Pilsen. Am Samstag werden wir dort sein, am Sonntag zur Messe von dort Besuch empfangen.

Wir haben die Möglichkeit in diesem Jahr eine zusätzliche Fastenwoche jetzt im Herbst anzubieten.    Wann / Wo?: 12. bis 18. November 2010, Kloster Lehnin (Mark Brandenburg)
Leitung: Bernd Ebener, Kantor & Musiktherapeut
Fastenleitung: Angela Schweitzer (Fastenleiterin Deutsche Fastenakademie)

Die Natur kommt zur Ruhe, das Leben zieht sich zurück um neue Kräfte zu sammeln. Eine Zeit auch der Besinnung auf Kernfragen unseres Lebens. Im Rhytmus des Jahres also ein guter und bewährter Platz zum Loszulassen, zur bewußten Gestaltung innere Reinigungs-prozesse, zum Wahrnehmen guter Impulse im Zugehen auf die adventlich-weihnachtliche Festzeit: und das alles mit einem großen herbs-gemütlichen Wohlfühlanteil.

Das Kloster Lehnin bietet uns mit seiner wald- und seenreichen Umgebung, der schönen und akustisch traumhaften Klosterkirche sowie dem Quartier im Pater-Engler-Haus gute äussere Bedingungen.

Bewährte klösterliche Stundengebete morgens, mittags und abends gliedern den Tag, dazu Singen, Atemgymnastik, Meditationen, Wandern, Körperübungen, Yoga, Sauna, Massagen … – in guter Balance.

Das Angebot richtet sich an Menschen, die sich auf einen ganzheitlichen Erlebensprozeß (Körper-Seele-Geist) einlassen möchten, dabei Offenheit für spirituelle Fragen und Freude am Gottesdienst einbringen. Bitte auch weitersagen!
Bitte bei Interesse sofort melden! wirklich nötig, Termin naht …

! Meine Kollegin Christine Unger, Plauen, und ich haben uns unter dem Motto „Du erfreuest mein Herze … – gregorianisches Nachtgebet“ für den Kirchentag Dresden, 1. – 5. Juni 2011 beworben. Für den Fall unserer Berücksichtigung freuen wir uns über Sängerinnen und Sänger, die mit uns eine Projektschola bilden. Wer hat Interesse? Für Mitwirkende gibt es erheblich günstigere Teilnahmekonditionen. Wir bitten sehr um frühzeitige Rückmeldung, damit wir ggf. alle Fristen einhalten können!

Bitte teilen Sie mir, wenn möglich und gewünscht, Ihre Mailadresse mit, falls noch nicht geschehen, oder sie sich geändert haben sollte. Wir versenden über diesen Weg nach Bedarf gelegentliche Zusatzinformationen und Aktualisierungen. (b.ebener(at)web.de)

Und abschliessend noch ein großer Dank wiederum an alle, die uns auch im verg. Jahr wieder so großzügig unterstützten: durch Mithilfe vielfältiger Art, durch ehrenamtliche Dienste in Studium und Liturgie, durch mentale Unterstützung, Gebet, Mails, Briefe, Karten – und natürlich auch durch Geldspenden. Das gibt auch Kraft für’s Weiterführen, DANKE!!!

Herzliche Grüße und gute Wünsche!
Ihr / Dein / Euer

Bernd Ebener

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